Eine bunte Zeitung für Blinde?
Was versteht denn der Blinde schon von der Farbe!
Und doch: Das Rhein-Neckar-Journal ist eine bunte Tonbandzeitung für
Blinde und Sehbehinderte. Wöchentlich einmal macht sich ein Team von
gut einem Dutzend ehrenamtlicher Mitarbeiter daran, alle Tages- und Wochenzeitungen,
die in Heidelberg und Umgebung erscheinen, durchzusehen und interessante
Artikel mit betontem Lokalcharakter herauszusuchen. Diese werden jeweils
am Mittwoch im Studio in der Alten Eppelheimer Straße vorgelesen
und auf Tonband aufgezeichnet. Freitag Morgen haben die "Leser" die neueste
Ausgabe des Rhein-Neckar-Journals in Ihrem Briefkasten und können
sich dann anhören, was ihnen sonst wegen ihrer Behinderung entgehen
würde.
"Wie versuchen so zu arbeiten, als ob ein netter Nachbar vorbei kommt
und eben mal aus der Zeitung vorliest. Das ist nicht so professionell,
wie sie es aus dem Radio kennen, mehr familiär." sagt uns Günter
vom RNJ. "Dabei wechseln wir uns beim Lesen ab. In jeder Ausgabe übernimmt
einer die Ein- und Überleitungen, und insgesamt vier Leute lesen abwechselnd
die Artikel. Die Farbe kommt durch die verschiedenen Stimmen in unsere
Zeitung." Doch gelegentlich seien sie knapp mit Leuten. So haben sie auch
schon eine Ausgabe mal mit nur zwei Vorlesern durchgezogen, ein dritter
Mann sitzt am Tonbandgerät und übernimmt die Technik. "Meistens
sind wir ja genug, aber manchmal wird es schon eng, zumal noch eine Menge
Arbeit drin steckt, die richtigen Artikel auszuwählen und zum Teil
zu kürzen, denn wir müssen uns auf eineinhalb Stunden pro Ausgabe
beschränken, so viel Zeit gibt uns eine Kassette."
Die fertige Kassette wird nach der Aufnahme zur Aktion Tonbandzeitung
nach Holzminden geschickt. Dort wird sie vervielfältigt und an die
Abonnenten verschickt. Die bezahlen für
den Service 40,80 Euro pro Jahr. Davon müssen wir dann unsere Kosten decken. Und
ein bißchen was legt die Stadt Heidelberg auch noch drauf. Geld ist
aber nicht das Problem. Wir müssten einfach mehr Leute sein. Wir bräuchten
vor allem mehr Vorleser, damit wir Engpässe vermeiden können."
Wenn Sie, lieber Leser, also Spaß am Vorlesen haben und wenn
Sie Mittwochs zwischen 14 und 16 Uhr nichts besseres vorhaben, dann könnten
Sie doch helfen. Geld gibt es keins, aber es macht eine Menge Spaß,
". . . denn nach der Aufnahme gibt's immer noch einen netten Snack und
manchmal auch eine gemeinsame Pizza."
Interessenten melden sich bitte beim "Selbsthilfe- und Projekte-Büro",
Tel. (06221) 18 42 90
oder kommen Mittwoch nachmittags gegen 14 Uhr einfach vorbei in der Alten
Eppelheimer Straße 38 im Hinterhof die Treppe hoch zum "Selbsthilfe-
und Projekte-Büro".
Und wenn Sie jemanden kennen, der schwach oder gar nicht sehen kann,
dann schenken Sie ihm oder ihr doch mal ein kostenloses Probeabonnement.
Dieses gibt's bei der Aktion Tonband-Zeitung für Blinde unter der Telefonnummer
(05531) 71 53.
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