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Kinder: Texte und Gedichte
 

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Kinder - Texte und Gedichte

 

 

Khalil Gibran: Von den Kindern

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit, und Er spannt euch mit Seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

 

Reinhard Mey: Nein, meine Söhne geb' ich nicht!

Ich denk', ich schreib' euch besser schon beizeiten und sag' euch heute schon endgültig ab.
Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten, um zu sehen, daß ich auch zwei Söhne hab'.
Ich lieb' die beiden, das will ich euch sagen, mehr als mein Leben, als mein Augenlicht,
Und die, die werden keine Waffen tragen! Nein, meine Söhne geb' ich nicht

Ich habe sie die Achtung vor dem Leben, vor jeder Kreatur als höchsten Wert,
Ich habe sie Erbarmen und Vergeben und wo immer es ging, lieben gelehrt.
Nun werdet ihr sie nicht mit Haß verderben, kein Ziele und keine Ehre, keine Pflicht
Sind's wert, dafür zu töten und zu sterben, nein, meine Söhne geb' ich nicht!

Ganz sicher nicht für euch hat ihre Mutter sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht
Nicht für euch und nicht als Kanonenfutter. Nicht für euch hab' ich manche Fiebernacht
Verzweifelt an dem kleinen Bett gestanden. Und kühlt' ein kleines glühendes Gesicht,
Bis wir in der Erschöpfung Ruhe fanden, nein, meine Söhne geb' ich nicht!

Sie werden nicht in Reih' und Glied marschieren nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt,
Auf einem gottverlass'nen Feld erfrieren, während ihr euch in weiche Kissen setzt.
Die Kinder schützen vor allen Gefahren ist doch meine verdammte Vaterpflicht,
Und das heißt auch, sie vor euch zu bewahren! Nein, meine Söhne geb' ich nicht!

Ich werde sie den Ungehorsam lehren, den Widerstand und die Unbeugsamkeit,
Gegen jeden Befehl aufzubegehren und nicht zu buckeln vor der Obrigkeit
Ich werd' sie lehr'n, den eig'nen Weg zu gehen, vor keinem Popanz, keinem Weltgericht,
Vor keinem als sich selber g'radzustehen, nein, meine Söhne geb' ich nicht!

Und eher werde ich mit ihnen fliehen, als daß ihr sie zu euren Knechten macht,
eher mit ihnen in die Fremde ziehen, in Armut und wie Diebe in der Nacht.
Wir haben nur dies eine kurze Leben, ich schwör's und sag's euch grade ins Gesicht,
sie werden es für euren Wahn nicht geben, nein, meine Söhne geb' ich nicht!

 

 

 

Bettina Wegner: Kinder

 

Sind so kleine Hände
winz'ge Finger dran.
Darf man nie drauf schlagen
die zerbrechen dann.

Sind so kleine Füße
mit so kleinen Zehn.
Darf man nie drauf treten
könn' sie sonst nicht geh'n.

Sind so kleine Ohren
scharf, und ihr erlaubt.
Darf man nie zerbrüllen
werden davon taub.

Sind so schöne Münder
sprechen alles aus.
Darf man nie verbieten
kommt sonst nichts mehr raus.

Sind so klare Augen
die noch alles sehn.
Darf man nie verbinden
könn' sie nichts versteh'n.

Sind so kleine Seelen
offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen
geh'n kaputt dabei.

Ist so'n kleines Rückgrat
sieht man fast noch nicht.
Darf man niemals beugen
weil es sonst zerbricht.

Grade, klare Menschen
wär'n ein schönes Ziel.
Leute ohne Rückgrat
hab'n wir schon zuviel.

 

www.Bettina Wegner.de

 

 

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